ATELIER
ULRICH OTTO


O. T.: OHNE TITEL
Die Entstehung der Bilder ist im Regelfall ein längerer Prozess. Meist wird an mehreren Werken gearbeitet. Gesteuert wird der Malprozess von vielen Einflüssen, aus dem Bauch und auch mit dem Kopf. Die Ergebnisse sind von Zufällen beeinflusst. Zwei ähnlich begonnene Bilder können völlig unterschiedlich beendet werden. Die besten Bilder entstehen dabei, wenn der „Kopf völlig leer“ ist.
Die Bildaussage entsteht durch Gegensätze von Linie und Fläche, von Hell und Dunkel, von Fläche und Struktur, verschiedenen Farben, von Geometrie und Organik, zwischen Vorder- und Hintergrund, Bedeutung und Nebensache. Das kann man nicht in zwei Worten beschreiben. Daher haben die Bilder keinen Titel.
Titel beschreiben und legen fest. Ich sehe aber oft ein Bild wie ein Musikstück. Da sieht man auch keine Gegenstände. Man lässt die Töne und die Komposition auf sich wirken. Titel bewirken, dass sich der Betrachter voreingenommen einem Werk nähert. Der Betrachter ist jedoch aufgefordert, selbst zu sehen, zu empfinden, sich hineinzudenken.
Ein Werk entsteht somit mehrmals. Zum ersten während der Erschaffung, dann aber erneut im Auge der interpretierenden Betrachter.

Hans Hofmann (1880-1966)
war einer der bedeutendsten abstrakten Maler des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der Errichtung des Naziregimes emigrierte er bereits 1932 in den USA. Mit außerordentlich erfolgreichen Kunstschulen in New York und Provincetown übte er eine nachhaltige Wirkung auf eine ganze Generation amerikanischer Künstler der Nachkriegszeit aus. Er gilt als Katalysator des Abstrakten Expressionismus. Einflüsse reichen bis in die heutige Zeit.
Immer geht es ihm um das Spiel zwischen Farbe und Form, Gestus und Abstraktion. Wichtig war eine Verbindung aus Ordnung und umgebender Anarchie.
„Wenn man sich ein Gemälde nicht immer wieder anschauen kann,“ sagt der Künstler, „dann sollte man es zerstören.“ Fertige Gemälde, die diese Prüfung nicht bestehen, wandern zurück auf die Staffelei ...“
Seine Aussagen zur Kunst decken sich sinngemäß mit vielen seiner heutigen Zeitgenossen. „Ein Bild zu schaffen, hat etwas von einem körperlichen Kampf“,
„Wenn ich ein Bild mache, dann möchte ich nicht wissen, was ich tue, ein Bild sollte mit Gefühl, nicht mit Wissen geschaffen werden.“
„Ein Kunstwerk ist aus der Sicht des Künstlers dann abgeschlossen“, sagt Hofmann, „wenn Gefühl und Wahrnehmung eine spirituelle Synthese eingehen.“


















